Die „Missa in tempore belli” (Hob. XXII: 9) wurde 1796 in Wien uraufgeführt. Die Paukenwirbel und die Bläserfanfaren des Agnus Dei erinnern an den seinerzeitigen Krieg Österreichs gegen Napoleon. Besonders die Teile, in denen Bitten vertont werden, sind von berührender Intensität.
Das Kyrie beginnt leise, gleichsam unsicher, ob die Bitte Erhörung finden wird. Mit einer volksliedartigen Melodie der Sopransolistin ändert sich die Stimmung. Hörbeispiel (Aufnahme 2014, 350 kB)
Der ganze Chor setzt die Bitte an Gott fort, jetzt in der Gewissheit, dass sie erhört werden wird.
Der Beginn des Gloria beginnt mit einem jubelnden Lobpreis Gottes im schnellen Tempo. Das Motiv der Streicher vor dem „Laudamus te” (wir loben dich) wird zum beherrschenden Thema, das immer wieder erklingt. Das Cello stimmt im folgenden langsamen Teil eine wunderschöne Melodie an, die der Bass-Solist mit den Worten „Qui tollis peccata mundi” (der du die Sünden der Welt hinwegnimmst) in einer flehentlichen Bitte fortsetzt. Hörbeispiel (Aufnahme 2014, 1900 kB)
Der ganze Chor antwortet beim „Suscipe” (nimm unser Flehen an) und beim „Miserere nobis” (erbarme dich unser) mit einem lauten Aufschrei. Doch bei den Worten „Quoniam tu solus Sanctus” (denn du allein bist der Heilige) sind alle Zweifel verflogen. Das Streichermotiv des Beginns erklingt wieder und es folgt eine schnelle Amen-Fuge, die fast nicht enden will.
Das Credo beginnt mit einem Thema der Bässe, das vom gesamten Chor in einer Fuge fortsetzt wird. Das „Et incarnatus est” (und er hat Fleisch angenommen) wird langsam von den Solisten vorgetragen und vom Chor fortgesetzt. Das Orchester unterstreicht die düstere Stimmung. Eine aufsteigende Streichermelodie markiert den Übergang zum schnellen Teil, in dem der Chor freudig verkündet „Et ressurrexit” (und er ist auferstanden). Mit den Worten „Et vitam venturi saeculi” (und [ich erwarte] das Leben der zukünftigen Welt) beginnt eine Fuge des Chores, die in ein langes abschließendes Amen mündet.
Ungewöhnlich ist der langsame Beginn des Sanctus, zuerst ein Alt-Solo, dem eine flehentliche Melodie des gesamten Chores folgt. Erst beim Hosanna bricht der Jubel über die Größe Gottes durch.
Beim Benedictus ist die lange Einleitung des Orchesters überraschend. Beim folgenden Solo stimmt der Sopran ein Thema an, das von den anderen Stimmen fortgesetzt und variiert wird. Im abschließenden Hosanna wird die gleichnamige Sanctusstelle leicht abgewandelt wiederholt.
Das Agnus Dei ist zu Beginn eine innige Bitte um Gottes Erbarmen, das durch einen Paukenwirbel (daher der Beiname der Messe) noch verstärkt wird. Hörbeispiel (Aufführung 2014, 400 kB)
Lauter wird diese Bitte wiederholt und durch Trompetensignale noch bekräftigt. Es folgt ein leises, fast schon resignierendes „Dona nobis pacem” (gib uns Frieden). Die Trompeten setzen mit einem Thema ein, das an eine Siegesfanfare erinnert und der ganze Chor stimmt in ein jubelndes „Dona nobis pacem” ein. Stellenweise könnte man zu den nun folgenden Melodien im Dreivierteltakt sogar tanzen.
Zu den anderen Werkbeschreibungen.
Berichte von den Auftritten des Kirchenchors St. Ulrich.