Im Jahr 1815 vollendete Franz Schubert neben diese Messe in B-Dur (D 324) auch noch die Messe in G-Dur, 140 Lieder, seine zweite und dritte Sinfonie, den Erlkönig und andere Werke. Die Messe in B wurde wahrscheinlich kurz nach der Fertigstellung in der Lichtenthaler Pfarrkirche (Wien IX) uraufgeführt. Sie ist in ihrer Gestalt ungewöhnlich und nimmt eine Mittelstellung zwischen einer „Missa brevis” (kurze Messe) für den liturgischen Gebrauch und einer „Missa solemnis“ (feierliche Messe) ein.
Die Kyrie-Rufe des Chores werden von aufsteigenden Streicherfiguren begleitet. Das „Christe eleison” wird vom Sopransolo vorgetragen und vom Chor wiederholt. Das anschließende zweite „Kyrie eleison” ist eine großartige Fuge, bei der das Thema durch alle Stimmen wandert und bei jeder Wiederholung einen Ton höher gesungen wird. Alle Stimmen vereinen sich nochmals zu einer gemeinsamen Bitte, die im Pianissimo verklingt. Es folgt eine Reprise des „Kyrie eleison” vom Beginn, das diesmal auch von den Solisten unterstützt wird, doch die Bitte verklingt mit einigen Dissonanzen immer leiser werdend.
Das Gloria beginnt sehr rasch und feierlich. Mehrmals werden die Worte „laudamus te” (wir loben dich) wiederholt. Das „gratias agimus tibi” (wir sagen dir Dank) ist eine Sopran- und Tenorsolostelle, bei „domine Deus, rex coelestis” (Herr und Gott, König des Himmels) setzt der ganze Chor ein. Mit dem „domine Deus, agnus Dei” (Herr und Gott, Lamm Gottes) folgt ein Bass-Solo, das langsam vorgetragen wird, der Chor antwortet mit „misere nobis” (erbarme dich unser). Die Worte „suscipe deprecationem nostram“ (nimm an unser Gebet) wurden von Schubert nicht vertont. Im schnellen Tempo wie zu Beginn folgt das „quoniam tu solus sanctus” (denn Du allein bist der Heilige). Bei den Worten „cum Santo Spiritu” (mit dem heiligen Geist) beginnt eine Fuge, mit drei Wiederholungen. Das abschließende „amen” lässt das Gloria im Jubel ausklingen. Mehrmals wird das „amen” vom „cum Santo Spiritu” unterbrochen, bevor es im Fortissimo endet.
Das Credo beginnt unisono und verdeutlicht damit den Glauben an einen Gott. In raschem Dreivierteltakt geht es weiter. Durch absteigende Tonfolgen werden die Worte „descendit de coelis” (ist er vom Himmel gekommen) musikalisch unterstrichen. In langsamen Viervierteltakt verkünden alle Solisten „et incarnatus est” (er hat Fleisch angenommen). Unheimlich wirken die folgenden Sechzehntelfiguren der Streicher, die das „crucifixus etiam pro nobis” (er wurde für uns gekreuzigt) ankündigen. Danach ein Wechsel zum schnellen Tempo und Dreivierteltakt des Beginns bei den Worten „et resurrexit tertia die” (er ist am dritten Tag auferstanden). Im Credo hat Schubert die Worte „consubstantialem Patri“ (eines Wesens mit dem Vater), „et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam“ (und [ich glaube] an die eine heilige katholische und apostolische Kirche), sowie „et expecto resurrectionem“ (und ich erwarte die Auferstehung) nicht vertont.
Das Sanctus ist sehr kurz gehalten, es beginnt leise und steigert sich zum Fortissimo beim Wort „Sebaoth”. Mit einem viermaligen freudigen „Osanna in excelsis” (Hosanna in der Höhe) endet dieser Teil.
Der Beginn des Benedictus wird von allen vier Solisten gesungen. Den Abschluss bildet eine Wiederholung des „Osanna in excelsis”, das im Sanctus zu hören war.
Das Agnus Dei beginnt mit einem Wechselgesang der Solisten und dem gesamten Chor, der mit „miserere nobis” (erbarme dich unser) antwortet. Plötzlich erfolgt ein Taktwechsel von 4/4 zu 6/4, wie ein Tanz klingt der Schluss. Die Bitte der Solisten „dona nobis pacem” (gib uns den Frieden) wird vom Chor wiederholt. Mehrmals wechseln sich Solisten und Chor bei den Worten „pacem” (den Frieden) ab. Oftmals wird die Bitte „dona nobis pacem” leicht abgewandelt wiederholt und in reinem B-Dur schließt das Stück.
Zu den anderen Werkbeschreibungen.
Berichte von den Auftritten des Kirchenchors St. Ulrich.