Kapelle des Erzbischöflichen Seminars
Am 2. Oktober 1881, am Fest der Hl. Schutzengel, wurden das Seminargebäude und die darin befindliche Kapelle durch den Fürsterzbischof von Wien, Cölestin J. Ganglbauer, feierlich eingeweiht.
Die Kapelle, insgesamt dem Stile der italienischen Renaissance nachempfunden, konnte ausschließlich durch die Spenden des Diözesanklerus finanziert werden.
Das Bild, das über dem Hauptaltar der Seminarkapelle angebracht wurde, stellt den zwölfjährigen Jesus im Tempel dar. Es ist ein Werk des polnischen Malers J. Matejko.
In den Seitennischen der Kapelle befinden sich die Statuen der drei Hauspatrone, St. Aloisius, St. Johannes Nepomuk und des Landespatron St. Leopold.
Im Sommer 1930 wurden im Zuge einer Renovierung die Holzdecke unter dem Chor und die hinteren Seitenaltäre vom Wiener Bildhauer W. Hohl verziert.
Am 29. Oktober 1938 erlosch das ewige Licht in der Zöglingskapelle, da das Haus von den Nationalsozialisten übernommen wurde. Um die Kapelle vor der Vermietung zu bewahren, wurde sie als Depot eingerichtet, in welchem man den Bibliotheksbestand, die religiösen Bilder und die kirchlichen Einrichtungsgegenstände lagerte.
Nach Kriegsende und nach Abzug der russischen Besatzung war die Kapelle verwüstet und das Hochaltarbild war verschwunden. Aber schon am 5. 1. 1946 weihte Franz Sotola die Kapelle wieder ein. Anstatt des fehlenden Hochaltarbildes stellte man eine Marienstatue auf. Am Fest der Erscheinung des Herrn konnte die erste Hl. Messe nach Kriegsende in der Zöglingskapelle gefeiert werden.
Im Jahre 1950 konnte der Künstler M. Posch Gablenz beauftragt werden, nach einem Entwurf des alten Hochaltarbildes ein neues Werk zu schaffen.
1981 wurde durch den Kunsttischler L. Moser die alte Kanzel zu einem Ambo umgearbeitet und deren Fuß für den neuen Volksaltar weiterverwendet.
1992 wurde schließlich der Seminarbetrieb eingestellt und die Kapelle fortan nur noch sporadisch benutzt.
Im Zuge der Generalsanierung des gesamten Gebäudes im Jahr 2003 wurde auch die Kapelle renoviert und in der ursprünglich helltürkisen Farbgebung gestaltet. Für die Nische der ehemaligen Kanzel wurde vom Bildhauer Prof. O. Höfinger eine Statue des Seligen Jakob Kern, eines ehemaligen Seminaristen, angefertigt.
Die eigentliche Revitalisierung erfolgte am 23. März 2006 mit einem feierlichen Gottesdienst, in dem Generalvikar F. Schuster das Allerheiligste in die Kapelle transferierte.
Sein Wunsch, dass in der Mitte des Hauses künftig viele Begegnungen stattfinden sollten, hat sich inzwischen erfüllt. Schulgottesdienste, Jubiläumsmessen finden nun ebenso statt wie gemeinsame Morgengebete vor Unterrichtsbeginn. Immer wieder sind einzelne SchülerInnen in der Kapelle anzutreffen, die in der Kapelle Ruhe vom stressigen Schulalltag suchen. Auch Altseminaristen kehren gerne in „ihre Kapelle“ zurück.
Die Kapelle ist während der Schulzeit von 7:30 bis 16:00 Uhr geöffnet.
Fotos von Herwig Reidlinger zum Vergrößern bitte anklicken.